Tipps für die tägliche Pflege bei Neurodermitis: Wie sieht die Basispflege aus?

Baden-Baden - 07.02.2022

Tipps für die tägliche Pflege bei Neurodermitis

Neurodermitis (auch atopisches Ekzem) ist eine chronisch entzündliche Hauterkrankung, von der vor allem Säuglinge und Kinder stark betroffen sind (10-15 % in Deutschland) [1] . Am häufigsten erkranken dabei die 3- bis 6- Jährigen. Bei der Behandlung existieren viele verschiedene Ansätze, wobei es ein pauschales Allheilmittel nicht gibt. Die Therapie von Neurodermitis ist individuell, wobei die tägliche Pflege eine wichtige Rolle spielt.

Da bei Neurodermitis ein Barrieredefekt der Haut vorliegt, weist diese einen Mangel an Hautfetten auf und neigt dazu, auszutrocknen. Dadurch reagiert sie auch schneller auf bestimmte Umwelteinflüsse. Eine tägliche Basispflege kann aber dazu beitragen, dass sich die Hautbarriere stabilisiert und widerstandsfähiger wird. Krankheitsschübe können dadurch reduziert werden.


Tipps zur Hautpflege

Wir haben wichtige Tipps für eine individuelle und tägliche Pflege bei Neurodermitis zusammengefasst:

1. Basispflege bei Neurodermitis als A und O: Mindestens 2x täglich eincremen

Studien haben gezeigt, dass eine intensive Hautpflege nicht zwangsläufig vorbeugend bei Neurodermitis wirkt, also den initialen Ausbruch der Krankheit nicht aufhalten kann [2] . Aber sobald sich erste Symptome einer atopischen Dermatitis zeigen – wie trockenen Haut – ist die regelmäßige Anwendung von Hautpflegeprodukten mit rückfettenden und feuchtigkeitsbindenden Inhaltsstoffen (z. B. Ectoin) nachweislich nützlich. Diese regelmäßige Pflege bei diagnostizierter Neurodermitis kann die Beschwerden wie Rötungen, Juckreiz und Trockenheit deutlich reduzieren und sollte auch während der beschwerdefreien Zeit zur Anwendung kommen.

Bei der Anwendung der Pflegeprodukte wird Folgendes von Experten empfohlen:

  • Mindestens 2x täglich und immer bei Bedarf eincremen
  • Eine ausreichende Menge auftragen
  • Mit sauberen Händen und sanften Streichbewegungen eincremen

Zusätzlicher Tipp: Vor allem bei Kindern hilft es, aus dem täglichen Eincremen ein spielerisches Ritual zu machen. Einfach Figuren, Zeichen oder Buchstaben auf die Haut malen und das Kind erraten lassen.

2. Duschen statt Baden

Neben dem täglichen Eincremen gehört auch die Reinigung der Haut zur Basispflege. Bei der Reinigung spielt vor allem die Wassertemperatur eine wichtige Rolle. Das Wasser sollte warm, aber nicht zu heiß sein (max. 35 °C). Je wärmer das Wasser ist, desto mehr trocknet es die Haut aus, wodurch sich Hautreizungen verstärken können und die Hautbarriere gestört wird. Unser Körper kommt dann nicht mehr hinterher, die notwendigen Stoffe zu reproduzieren.

Grundsätzlich gilt:

  • Als Basispflege ist eine kurze Dusche von 5-10 Minuten einem Vollbad vorzuziehen. Vollbäder mit entsprechenden Ölzusätzen werden bei Neurodermitis zwar empfohlen, sollten aber nicht routinemäßig durchgeführt werden. Studien haben ebenfalls gezeigt, dass die Anwendung von Öl-Bädern zusätzlich zur Basispflege keine Vorteile hat [3] .
  • Statt Seifen zu nutzen sollte man auf saure Syndets mit einem hautneutralen ph-Wert von 4 bis 6,5 zurückgreifen.
  • Nach dem Duschen oder Baden kann die Haut leicht trocken getupft oder an der Luft getrocknet werden. Das reizt weniger, als die Haut mit einem Handtuch trocken zu reiben.
  • Direkt nach der Reinigung die gesamte Haut mit der entsprechenden Pflegecreme eincremen, um einen Feuchtigkeitsverlust zu verhindern.

3. Hautzustand und Jahreszeit bei der Pflege berücksichtigen

Da die Pflege bei Neurodermitis sehr individuell ist, kann es sein, dass sogar unterschiedliche Hautstellen mit unterschiedlichen Produkten behandelt werden müssen.

Empfindliche Neurodermitis-Haut sollte grundsätzlich regelmäßig mit eingecremt werden, am besten mit leicht fetthaltigen Cremes. Sie bilden einen Schutzfilm. Auch im Herbst und Winter verträgt unsere Haut mehr Fett und benötigt einen stärkeren Schutz vor dem Austrocknen.
Bei sehr trockener und/oder entzündeter Haut sowie einem akuten Schub unterstützen zusätzlich feuchtigkeitsspendende Cremes mit Wirkstoffen wie Ectoin, z.B. Dermaveel, da sie die akuten Symptome schnell lindern.

Zusätzlicher Tipp: Pflegeprodukte im Kühlschrank lagern. Der kühlende Effekt kann den Juckreiz lindern.

4. Reizstoffe in Pflegeprodukten meiden

Viele Produkte enthalten sogenannte Kontaktallergene – Stoffe, auf die manche Menschen allergisch reagieren können. Hier ist es sinnvoll, die Liste der Inhaltsstoffe auf bekannte Reizstoffe zu prüfen.

5. Feuchte und kühlende Umschläge

Neben den verschiedenen Pflegeprodukten können auch feuchte und kühlende Umschläge dabei helfen, den Juckreiz zu lindern und die Haut zu beruhigen. So werden Umschläge aus Joghurt oder Schwarztee als sehr angenehm empfunden.

Wichtig ist, dass wir die Haut nach allen feuchten Anwendungen erneut eincremen, um einen Feuchtigkeitsverlust und damit eine Verstärkung der Beschwerden zu vermeiden.

Mehr Tipps, um akuten Juckreiz zu lindern, haben wir hier zusammengefasst.

6. Sonnenschutz

Vor allem bei Kindern mit Neurodermitis sollte auf den geeigneten Sonnenschutz mit hohem Lichtschutzfaktor geachtet werden. Auch wenn die Symptome durch UV-Strahlen bei einigen Betroffenen positiv beeinflusst werden, fördert die Sonne den Alterungsprozess der Haut. Bei der Wahl einer geeigneten Sonnencreme sollte darauf geachtet, dass wenig Reizstoffe enthalten sind.

Mehr zum Thema Sonnenschutz und Urlaub mit Neurodermitis, gibt es hier.


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Quellen

[3] Santer M, Ridd MJ, Francis NA et al. Emollient bath additives for the treatment of childhood eczema (BATHE): multicentre pragmatic parallel group randomised controlled trial of clinical and cost effectiveness. BMJ 2018; 361: k1332.