Neurodermitis bei Kindern: Was hilft gegen Juckreiz?

Baden-Baden - 22.12.2021

Neurodermitis bei Kindern: Was hilft gegen Juckreiz?

Zu der häufigsten und gleichzeitig unangenehmsten Begleiterscheinung der Neurodermitis gehört der Juckreiz. In akuten Schüben wird der Juckreiz meist so unerträglich, dass es besonders für Kinder so gut wie unmöglich ist, nicht zu kratzen. Häufig entwickelt sich ein Juck-Kratz-Kreislauf, der nur schwer gestoppt werden kann. Die bereits gestörte Hautbarriere wird durch die mechanische Reizung weiter geschädigt und ein idealer Nährboden für Bakterien entsteht. Die Haut infiziert sich, was wiederum zu einer Entzündung und zu einem verstärkten Juckreiz führt.

Was hilft bei Juckreiz-Attacken?

Grundsätzlich wird der Juckreiz durch innere und äußere Einflussfaktoren, sogenannte Trigger, ausgelöst oder verstärkt. Das können neue Duschgels, Shampoos, eine Ernährungsumstellung oder vermehrter Stress sein. Wir haben verschiedene Tipps zusammengestellt, um den Juckreiz in den Griff zu bekommen:

  1. Produkte gegen Juckreiz im Akutfall
    Bei leichten bis mittleren Formen der Neurodermitis können Soforthilfe-Produkte mit juckreizlindernden Stoffen eingesetzt werden. Hier eignen sich besonders parfümfreie Cremes, Salben oder Sprays. Eltern können zudem auf milde Waschmittel ohne Duft- und Farbstoffe zurückgreifen.

    Außerdem ist es wichtig, die Haut auch außerhalb von einem Schub zu pflegen und vor dem Austrocknen zu schützen – besonders nach dem Baden/Duschen und über Nacht. Rückfettende Cremes und Lotionen mit Inhaltsstoffen wie Ectoin spenden viel Feuchtigkeit und pflegen unsere Haut.

  2. Kühlende Umschläge
    Neben Soforthilfe-Produkten wie Cremes und Salben kann die Kühlung der betroffenen Hautareale den Juckreiz lindern. Kühlpacks aus dem Kühlfach, feuchte Umschläge mit Joghurt und Schwarztee oder ein kühlendes Bad/kalte Dusche werden von vielen als wohltuend empfunden. Nach allen feuchten Umschlägen sollte die Haut wieder eingecremt werden, um die Feuchtigkeit in der Haut zu binden.

    Unser Tipp: Eine Sprühflasche mit Wasser befüllen und im Kühlschrank lagern. Beim nächsten Juckreiz-Schub können die betroffenen Stellen mit dem kalten Wasser besprüht werden

  3. Kühles Raumklima
    In den Abendstunden und in der Nacht wird der Juckreiz häufig stärker. Ein kühles Klima im Schlafzimmer (19-20 °C) kann dazu beitragen, den Juckreiz zu mildern. Ist es im Zimmer zu warm, wird der Juckreiz meist verstärkt. Müssen wir zusätzlich schwitzen, trocknet unsere Haut weiter aus und das Jucken nimmt weiter zu. Mehr Tipps für einen besseren Schlaf bei Neurodermitis gibt es hier.

  4. Mit Ablenkung gegen den Juckreiz
    Die Juckreizschwelle ist bei Neurodermitis stark herabgesetzt. Bereits kleinste mechanische Reize oder psychische Anspannung können Juckreiz und einen Kratzreflex auslösen. Sobald das erste Jucken auftritt, können Ablenkungsstrategien helfen. So können zum Beispiel Beschäftigungen wie Spielen, Basteln oder Sport unterstützen und Kinder vom eigentlichen Juckreiz ablenken. Auch Kratzalternativen können sinnvoll sein und mit dem Kind geübt werden. Statt Kratzen werden hautfreundlichere Alternativen wie Drücken, Streicheln oder Kneifen gezeigt.

    Ein weiterer Tipp, um den Juck-Kratz-Kreislauf zu umgehen: Nicht die juckenden Stellen kratzen, sondern die gesunde Haut daneben drücken bzw. klopfen. Auch kann ersatzweises Kratzen helfen, das Kratzbedürfnis unserer Kinder zu stillen. So kann zum Beispiel ein Kuscheltier statt der eigenen Haut gekratzt werden.

  5. Kurze Fingernägel und Baumwollhandschuhe
    Um Kratzwunden und Infektionen vorzubeugen, sollten Eltern drauf achten, dass ihr Kind saubere und kurz geschnittene Fingernägel hat. Auch können Baumwollhandschuhe für die Nacht helfen, um die Haut vor Kratzattacken im Schlaf zu schützen.

  6. Stress reduzieren durch Entspannungstechniken
    Nicht nur äußere Faktoren können einen Neurodermitis-Schub auslösen. Auch psychische Belastungen und Stress verstärken Juckreiz und Hautleiden. Eltern können gemeinsam mit dem Kind nach geeigneten Methoden suchen, um Stress zu reduzieren. Kinder-Yoga, autogenes Training, progressive Muskelentspannung oder Fantasie-Reisen können dabei helfen, innere Anspannungen abfallen zu lassen.
    Außerdem ist es als Elternteil wichtig, auch das eigene Stresslevel zu minimieren. Denn sind wir als Eltern entspannt, überträgt sich das automatisch auf unsere Kinder. Ein ruhiges Miteinander ohne einen vollgepackten Terminkalender nimmt den Druck raus und hilft der gesamten Familie, im Alltag wieder mehr zu entschleunigen.

  7. Unverträglichkeiten überprüfen lassen
    Liegt eine Lebensmittelallergie oder -unverträglichkeit vor, kann diese die Neurodermitis und den damit verbundenen Juckreiz verstärken. Es ist deshalb wichtig, nicht auf eigene Faust bestimmte Lebensmittel wegzulassen, sondern bei einem Facharzt Allergien durch einen Blut- oder Hauttest zu untersuchen. Was genau bei der Ernährung bei Neurodermitis beachtet werden sollte und welche Lebensmittel als Trigger fungieren können, haben wir hier zusammengefasst.

  8. Luftige und reizarme Kleidung wählen
    Lockere Kleidung, die nicht am Körper scheuert, reizt die Haut weniger. Vor allem Baumwolle eignet sich hier. Zudem sollte darauf geachtet werden, mit reizarmen Waschmitteln und ohne Weichspüler zu waschen, um weitere Hautirritationen zu vermeiden.

  9. Hilfe annehmen
    Es gibt spezialisierte Kliniken, die für Familien Schulungsprogramme im Umgang mit Neurodermitis anbieten. Kinder- und Jugendärzte können hierzu weiterführende Informationen geben und zum weiteren Vorgehen beraten.

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