Familienurlaub mit Neurodermitis: Worauf sollten wir beim Reisen achten?

Baden-Baden - 12.12.2021

Familienurlaub mit Neurodermitis: Worauf sollten wir beim Reisen achten?

Urlaub ist Erholung für Körper und Geist. Wir können als Familie endlich abschalten und den Stress des Alltags vergessen. Auch bei Neurodermitis kann das Reisen viele Vorteile haben – vor allem bei betroffenen Kindern, die zusätzlich stark auf Allergene reagieren. Denn reizarme Klimazonen wie Meer oder Berge wirken oft sehr heilsam für die sonst so strapazierte Haut.

Tipps für den Urlaub

Warum geht es der Haut aber oft im Urlaub besser und was gilt es sonst beim Reisen mit Neurodermitis zu beachten?

Mit diesen Tipps gut vorbereitet in den Urlaub starten:

  1. Meer und Berge als Reiseziele wählen

    Wenn in der Familie Neurodermitis auftritt, sollte die Frage nach dem Reiseziel für den Sommerurlaub umgedacht werden. Grundsätzlich sind Regionen am Meer oder in den Bergen empfehlenswert, da dort weniger Allergene als in Großstädten zu finden sind. Schadstoffarme Luft, Wind, Meerwasser und angemessene Sonneneinstrahlung helfen dabei, das Hautbild zu verbessern und Immunsystem sowie Stoffwechsel anzuregen.

    Beliebte Urlaubsziele bei Neurodermitis sind Nord- und Ostsee, das Tote Meer, Skandinavien oder die Alpen. Durch die trockene Luft und die niedrigen Durchschnitts-Temperaturen existieren zum Beispiel ab einer Höhe von 1.500 m keine Hausstaubmilben mehr – was für Allergiker eine enorme Erleichterung darstellt. Am Meer führt sowohl der Salzgehalt von Luft und Wasser als auch der Einfluss der Sonne oft zu einer deutlichen Linderung des Juckreizes.

  2. Antizyklisch reisen
    Zu sonnige, trockene oder feuchte Gefilde können Beschwerden aber auch verschlimmern. Es bietet sich deswegen an, Urlaub am Mittelmeer lieber im Herbst oder in den Osterferien stattfinden zu lassen als in den Hitzemonaten; im Sommer dann lieber an die Nord- oder Ostsee, Skandinavien oder in die Berge fahren. Dieses antizyklische Vorgehen hat sich bei vielen bewährt. Und mal ehrlich: sich im Herbst auf einen spätsommerlichen Urlaub am Meer zu freuen, hat was!

  3. Leichte und atmungsaktive Kleidung einpacken
    Weiche, strukturarme Stoffe wie Seide, Leinen, Baumwolle sind besonders gut geeignet, um einen Wärmestau und damit vermehrtes Schwitzen zu vermeiden. Lange, luftige Kleidung schützt dabei nicht nur vor Sonnenstrahlen, sondern kann gleichzeitig dabei helfen, Mücken in den Abendstunden fernzuhalten. So werden weitere unnötige Hautreizungen vermieden.

  4. Auch im Urlaub an die Basispflege denken
    Auch wenn Urlaub bedeutet, den Alltag so gut es geht hinter sich zu lassen, sollte das nicht für die tägliche Pflegeroutine der Neurodermitis-geplagten Haut gelten. Egal ob akuter Schub oder Beschwerdefreiheit, besonders bei einem Klimawechsel sollte die Haut mindestens 2x täglich eingecremt werden.
    Im Sommer und im akuten Schub sind Lotionen und Cremes auf Öl-in-Wasser-Basis sehr hilfreich, um der Haut ausreichend Feuchtigkeit zu spenden.
    In kalten Jahreszeiten benötigt unsere Haut mehr Fett, um sich stärker vor dem Austrocknen zu schützen. Im Herbst und Winter sollten wir die trockene Haut deshalb mit einer fetthaltigen Creme oder Salbe pflegen. Noch mehr Tipps für die Basispflege von Neurodermitis, haben wir hier zusammengefasst.

  5. Auf einen geeigneten Sonnenschutz achten

    Da Kinder mit Neurodermitis grundsätzlich noch anfälliger für die schädlichen Strahlen der Sonne sind, ist die Wahl einer geeigneten Sonnencreme besonders wichtig. Eine zu starke UV-Belastung kann Hautprobleme verstärken und sogar einen akuten Schub auslösen. Wenn zusätzlich eine Sonnenallergie bekannt ist, sollten wir uns besonders vor der Sonne schützen.
    Es bleibt aber zu sagen: Die perfekte Sonnencreme existiert genauso wenig wie die perfekte Basispflege bei Neurodermitis. Auch hier gilt individuell herauszufinden, welcher Sonnenschutz je nach Hautzustand gut vertragen wird. Es gibt aber ein paar Faktoren, die wir grundsätzlich berücksichtigen können:

    • Sicherer und zertifizierter Breitbandschutz für UVA- und UVB-Strahlen
    • Hoher Lichtschutzfaktor (LSF): mindestens LSF-Faktor 30, am besten 50+
    • Auf unnötige Duftstoffe und Konservierungsmittel verzichten
    • In besonders sonnenintensiver Zeit zusätzlich im Schatten oder in Innenräumen aufhalten und mit entsprechender langer Kleidung schützen
    • Säuglinge sollten der Sonne möglichst gar nicht ausgesetzt sein
    • Im Akutfall: Leider ist es oft so, dass Sonnencreme vor allem im akuten Schub kontraproduktiv ist und das Beschwerdebild verstärken kann. Deswegen sollte eine Sonnenexposition dann so gut es geht vermieden werden.

Was ist besser: Mineralischer oder chemischer Sonnenschutz?

Bei mineralischem Sonnenschutz wird das Sonnenlicht durch natürliche Pigmente wie ein Spiegel reflektiert (Inhaltsstoffe wie Titanoxid oder Zinkoxid). Diese Cremes lassen sich jedoch häufig schlechter auftragen und führen oft zu einem weißen Film auf der Haut („Weißeleffekt“). Sie werden nach der Basispflege aufgetragen und schützen sofort.

Bei chemischem Sonnenschutz werden photochemische Reaktionen der Sonne verhindert, indem Sonneneinstrahlung auf der Haut in Wärme umgewandelt wird. Diese Cremes sind leicht aufzutragen und werden vor der Basispflege verwendet, da die Haut Zeit braucht, um die Inhaltsstoffe aufzunehmen. Diese Form des Sonnenschutzes enthält aber mehr Chemie, was zu Hautreizungen führen kann.

Deswegen gilt: Ausprobieren und testen welcher Schutz am besten vertragen wird.

Durchatmen: Vorbereitung ist alles

Auch wenn wir versuchen auf alles zu achten: eine Reise bedeutet immer Veränderung zum Alltag und zu bestehenden Routinen. So können sich trockene Luft aus der Klimaanlage im Flugzeug, das ungewohnte Klima am Urlaubsort oder die Ernährungsumstellung auf die Haut auswirken. Wichtig ist dabei nur, sich nicht zu stressen, durchzuatmen und sich schon vorab auf die Akutsituation vorzubereiten. Im Reisegepäck sollten deswegen die Produkte und Hilfsmittel zu finden sein, die in einem akuten Schub die Beschwerden lindern können. Und dann heißt es: Urlaub genießen und Kraft tanken! Denn auch wir als Eltern brauchen eine kleine Auszeit.


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